Psychotherapie

Die Gründe für eine Psychotherapie können sehr unterschiedlich sein. Ängste, Depressionen, Zwänge, Essstörungen, Süchte, Schlafstörungen, Beziehungsprobleme, Psychosen, Sexualprobleme sind sehr konkrete Schwierigkeiten, die in der Regel von den Betreffenden selbst als solche erkannt werden. Doch auch unspezifische Probleme wie Sinnentleertheit oder anhaltende Unzufriedenheit können zu einer Belastung werden, die die Lebensqualität drastisch mindert. Selbst körperliche Probleme wie Schmerzen, Allergien, Hauterkrankungen und Bluthochdruck stehen oft in enger Wechselwirkung mit psychischen Belastungen wie Stress oder verborgenen seelischen Leiden.

Bei all diesen Symptomen kann eine Psychotherapie sinnvoll oder gar notwendig sein. Entscheidend ist dabei vor allem Ihre subjektiv empfundene Belastung. Wenn die Bewältigung Ihres Alltags durch emotionale Belastungen stark beeinträchtig ist oder Ihre Lebensqualität darunter leidet, kann es für Sie durchaus hilfreich sein, sich in professionelle Hände zu begeben. Vor allem dann, wenn diese Situation schon über einen längeren Zeitraum anhält und wenig Aussicht besteht, dass Sie in näherer Zukunft selbst zu einer gesunden Lösung finden, ist eine Psychotherapie oft die einzige Möglichkeit, die verlorene Lebensqualität zurückzugewinnen.

Ja, es gibt bis zu 4 probatorische Sitzungen für gesetzlich Versicherte, das heißt, Sie können danach entscheiden, ob Sie weiterhin kommen wollen oder nicht. Doch in der Regel merkt man recht schnell, ob man miteinander kann. Daher sind fünf probatorische Sitzungen selten nötig.

Privat Versicherte haben deutlich schwierige Bedingungen, da jede Kasse ihre eigenen Bestimmungen zur Genehmigung von Psychotherapie hat und zudem oft auch antiquierte, sich in die Länge ziehende und umständliche Antragsverfahren hat. Andere Kassen sind je nach Vertrag wieder sehr kulant.

In der ersten Sitzung lernen wir uns kennen und verschaffen uns einen ersten Überblick über das, was Sie zu mir geführt hat. Ich erzähle etwas über mich, Sie erzählen etwas über sich, dann entwickelt sich das Gespräch schon von ganz allein.

Die erste Sitzung dient in erster Linie dem Kennenlernen und der Bestandsaufnahme. Es geht also noch nicht ans Eingemachte, sondern lässt beiden Seiten den nötigen Freiraum, sich langsam zum anderen vorzutasten.

Dann zieht man die Konsequenzen. Es kann immer mal vorkommen, dass man dem anderen mit einem unguten Gefühl gegenübersitzt, sowohl beim Patienten als auch beim Therapeuten. Das ist kein Weltuntergang, sondern lediglich eine Tatsache, auf die man reagieren sollte. Vor allem für Sie als Patient(in) ist es wichtig, ihrem Bauchgefühl zu folgen. Warnt Sie dieses vor einer Beziehung, sollten Sie darauf vertrauen und lieber weitersuchen.

Dabei ist es zwar wichtig, Antipathie nicht mit Scham oder anderen symptombedingten Gefühlen zu verwechseln, doch sofern sich Sympathie in der ersten Sitzung nicht einstellt, wird dies erfahrungsgemäß auch in weiteren Stunden nicht der Fall sein.

Hier ist aber wichtig zu verstehen, dass es auch gerade unterschwellige verhaltenssteuernde Schemata (oder Muster und Komplexe) genannt sein können, die gerade die Hauptproblematik in die erste Stunde tragen und vom Therapeuten erkannt werden müssen, sodass beide am Aufbau einer vertrauensvollen Arbeitsbeziehung Anteil haben können. Hierbei kann durchaus aus Antipathie im Spiel sein, die aber aus einer Übertragung früherer emotionaler Schemata auf den Therapeuten herrührt und es aufzulösen gilt.

Gleiches gilt auch für die Seite des Therapeuten, denn auch er ist nur ein Mensch. Manchmal passen Therapeut und Problem einfach nicht zusammen und der Therapeut merkt frühzeitig, dass er einem Patienten aufgrund irgendwelcher Gründe, manchmal auch ungelöste eigene Konflikte, nicht gut helfen kann. In solchen Fällen behält sich auch der Therapeut das Recht vor, eine Therapie aus Fürsorge für den Patienten abzulehnen. Jedoch sollte Sie diese Option nicht beunruhigen. Wenn es so kommt, dann hat dies nie persönliche Gründe. Vor allem aber geschieht es zu Ihrem Wohl, denn mit einem Therapeuten, den Zweifel plagen, ist man als Patient nicht gut beraten.

Das hängt sowohl von Ihrer Persönlichkeit als auch von Ihrem Problem ab. Es kann sehr hilfreich sein, einen Therapeuten vom «Hörensagen» zu kennen und wichtige Vorzüge bereits im Vorfeld schon abgeklärt zu wissen. Dieses Vorwissen kann jedoch genauso hinderlich sein, da es auf dem subjektiven Empfinden ihrer Freunde beruht.

Eine therapeutische Beziehung gestaltet sich in jedem Fall individuell und es können je nach persönlicher Konstitution und Krankheitslage sehr unterschiedliche «Schwingungen» zum Tragen kommen, die das Verhältnis zum Therapeuten bestimmen. Diese «Chemie» ist in aller Regel durch Beschreibungen Dritter nicht voraussagbar. In letzter Konsequenz hat schon so manche Freundschaft unter einem gemeinsamen Therapeuten gelitten, weil die Erfahrungen der Befreundeten voneinander abwichen.

Ob Sie der Empfehlung Ihrer Freunde Folge leisten, ist daher Ihrer Intuition überlassen. Fühlen Sie sich gut beraten und dadurch sicherer, nehmen Sie die Empfehlung an. Bedenken Sie allerdings, dass Ihre Erfahrungen von denen Ihrer Freunde abweichen können.

Gesetzlich Krankenversicherte haben das Recht, nach Feststellung der Bedürftigkeit durch den Psychotherapeuten eine Verhaltenstherapie in Anspruch zu nehmen. Dabei übernimmt die Krankenkasse bis zu 80 Therapiestunden, bei Tiefenpsychologie (TfP) bis zu 100, bei Psychoanalyse bis zu 300 Stunden.

Privatversicherte sollten die Finanzierung im Vorfeld bei Ihrer Krankenversicherung erfragen. Erfahrungsgemäß ist aber davon auszugehen, dass die Kosten für eine Psychotherapie in allen wissenschaftlich geprüften Verfahren von den meisten Versicherungen übernommen werden.

Gesetzlich Krankenversicherte benötigen keine Überweisung, da die Psychologischen Psychotherapeuten nach SGB V eine eigene Fachgruppe innerhalb der kassenärztlichen Vereinigung darstellen, im Arztregister eingetragen sind und eigenverantwortlich arbeiten, wie die anderen Facharztgruppen auch.

Ja, in Ausnahmefällen, bis zwei Tage vor dem Termin. Psychotherapeutische Praxen sind Bestellpraxen. Das bedeutet, die 50 Minuten sind für Sie reserviert und können nicht kurzfristig an jemand anderen vergeben werden.

Wichtig zu wissen, ist, dass es vorkommen kann, dass ein Patient bei Aufdeckung von schmerzvollen Themen eine Tendenz zur Vermeidung der Therapie entwickeln kann. Das ist dem unbewussten Selbstschutz geschuldet. In diesem Fall sollten die Patienten gerade dann zur Therapie gehen, weil sich das alte, dann reaktivierte Muster gut bearbeiten und integrieren lässt. Psychotherapie kann sehr anstrengend sein. Oft kommen Menschen mit der Vorstellung, dass nur erlebnisorientierte Unterhaltungspsychologie betrieben wird. Das führt nicht zur Behebung der Probleme im Untergrund und die Symptome kehren nach kurzer Zeit wieder.

Psychologische Psychotherapeuten haben Psychologie studiert mit einer Spezialisierung auf klinische Psychologie. Hinterher haben sie eine mindestens 5-jährige Fachausbildung in einem psychotherapeutischen oder mehreren Verfahren an einem kassenärztlich zugelassenen Institut absolviert. Nach erfolgreich abgelegtem Staatsexamen wird die Approbation vom Landesgesundheitsamt vergeben und es erfolgt der Eintrag ins Arztregister. Derzeitig werden etwa mehr als zwei Drittel der Psychotherapien von Psychologischen Psychotherapeuten durchgeführt.

Gegenfrage: Was ist ein «großes» Problem? Viele Menschen begehen den Fehler, eine vermeintliche Ursache für ihr Unwohlsein als das entscheidende Problem zu betrachten. Doch Feststellungen wie «Meine Kindheit war super, da gibt es doch nichts zu therapieren!» sagen nichts über Ihre aktuelle Befindlichkeit aus. Die Frage ist also, wie sehr Sie Ihre derzeitige Gefühlslage im Alltag einschränkt. Mindert sie drastisch Ihre Lebensqualität, ist Ihr Problem ganz sicher «groß genug».

Und wenn schon: Was geht Sie das an? Solange Sie das Gefühl haben, Ihren Zustand mit professioneller Hilfe verbessern zu können, haben Sie das Recht, sich eine Therapie zu gönnen. Ihre Intuition ist dabei ein guter Indikator, dem Sie ruhig vertrauen dürfen.

Wenn Sie schon in Erwägung ziehen, eine Therapie zu machen, besteht offensichtlich ein Bedarf. Entscheidend ist immer nur Ihre subjektive Belastung, nicht ein objektiver Maßstab. Daher ist es nicht nur unerheblich, sondern schlicht nicht messbar, wie Sie im Vergleich mit anderen abschneiden.

Auf jeden Fall! Das ist ein bekanntes Phänomen, denn oft sorgt schon allein die Initiative des sich auf den Weg Machens für psychischen Aufwind. Es ist allerdings genauso möglich, dass Ihre Angst vor einer Therapie Ihnen einen Streich spielt und Ihnen Besserung vorgaukelt. Welche der beiden Möglichkeiten auch zutrifft, sie sind kein Grund, nun die Flinte ins Korn zu werfen. Ganz im Gegenteil: Wenn Sie bereits den ersten Schritt getan und einen Termin vereinbart haben, sind Sie schon ein gutes Stück weiter. Nutzen Sie Ihre gebesserte Stimmung, um der ersten Begegnung mit Gelassenheit entgegenzusehen.

Dann sind Sie in der wunderbaren Lage, sich mit klarem Kopf Ihrem Problem widmen zu können. Es hat durchaus große Vorteile, in ausgeglichener, gefühlsneutraler Verfassung oder sogar mit gehobener Stimmung in die Sitzung zu kommen. Sie sind in solchen Momenten wesentlich fähiger, Ihrem Problem aus sachlicher Perspektive Aufmerksamkeit zu schenken und mit dem Therapeuten kreative Lösungsstrategien zu erarbeiten. Gerade in der Verhaltenstherapie ist diese Voraussetzung manchmal ein wahres Geschenk!

Gewiss nicht so schmerzhaft wie eine lähmende Depression, regelmäßige Panikattacken oder eine ausgeprägte Angststörung. Eine Therapie ist natürlich kein Spaziergang und in bestimmten Phasen geht die Arbeit schon mal an die Substanz. Wenn Sie sich im Moment allerdings in einer Verfassung befinden, die Sie ernsthaft über eine Therapie nachdenken lässt, sei Ihnen versichert, dass Sie den größeren Schmerz jetzt erleben!

Schamgefühle sind völlig normal und sie werden in der Therapie respektiert. Von Ihnen wird niemand verlangen, Ihre größten und intimsten Geheimnisse preiszugeben, wenn Sie nicht das Bedürfnis danach haben. Generell bestimmen Sie die Themen. Hinzu kommt, auch ein Therapeut muss sich das Vertrauen seiner Patienten erst einmal erarbeiten. Ist die nötige Vertrauensbasis vorhanden, verschwinden auch die Schamgefühle ganz von selbst.

Ihr kritischer Blick oder Ihr Bauchgefühl hat Sie offensichtlich vor Fehlern bewahren können, das dürfen Sie sich hoch anrechnen! Doch gerade wenn Ihnen die ersten Schritte schwer fielen, sollten Sie nach so viel Vorarbeit nicht ans Aufgeben denken. Mit jedem Therapeuten, den Sie verlassen haben, haben Sie sicher ein Bündel an Erfahrungen gesammelt, das Ihnen bei der weiteren Suche behilflich sein wird. Diese Erfahrung ist Ihr Vorteil und diesen sollten Sie nutzen!

Allerdings gibt es auch eine weitere denkbare Ursache: Möglicherweise spielt Ihnen Ihre Psyche einen Streich und versucht, Sie von der Therapie abzuhalten. Das kann vorkommen, wenn der Verstand zwar Ja sagt zur Therapie, die innere Bereitschaft zur Veränderung aber noch nicht ausreichend gegeben ist. In solchen Fällen schaffen wir uns unbewusst ein Alibi, um den entscheidenden Schritt zu verhindern.

Das muss bei Ihnen aber nicht der Fall sein. Welche der beiden Möglichkeiten für Sie zutrifft, können nur Sie selbst herausfinden, wenn Sie kritisch, aber wohlwollend in sich hineinhören.

Das beste Indiz für ihre Wirksamkeit ist die Tatsache, dass die Verhaltenstherapie als einziges Verfahren wissenschaftliche Anerkennung genießt, da ihre Wirkung sogar in neuronalen Veränderungen nachgewiesen werden kann.

Ähnliche Wirksamkeit ist für die Psychoanalyse und Tiefenpsychologie nachzuweisen, hier jedoch mit deutlich anderen Methoden, als jene, die aktuell in der Wissenschaftslandschaft favorisiert werden. Diese Einseitigkeit ist derzeit bemängelt worden. Man versucht, akademisch Abhilfe zu schaffen.

Grundgedanke der kognitiven Verhaltenstherapie

Normalerweise einmal pro Woche, a´50 Minuten, in tiefenpsychologischen Verfahren bis zu 3 Stunden a`50 Minuten in der Woche.

In der Verhaltenstherapie etwas weniger als in der Tiefenpsychologie.

Es wird nicht gebohrt, aber die Kindheit wird auch in der Verhaltenstherapie nicht gänzlich außer Betracht gelassen. Wenn akute Beschwerden nicht aus der aktuellen Lebenssituation des Patienten abgeleitet werden können, schaut man zurück in die Kindheit um zu erfahren, wie gewisse Überzeugungen als Ursache quälender Probleme entstanden sind. Ist der Ursprung der Denkweise entlarvt, überprüft man, ob die einst wirkungsvollen Überzeugungen heute noch der Realität entsprechen. In den tiefenpsychogisch begründeten Verfahren spielt die Kindheit hingegen eine sehr große Rolle, da stark Lebensmuster prägend.

Nein, denn die Frage der «Gründlichkeit» verleitet zu falschen Schlüssen. Es gibt Menschen, die können nach einer längeren Therapiezeit ihre gesamte Lebensgeschichte so perfekt analysieren, als hätten sie Psychologie studiert. Und trotzdem leiden sie im Alltag wie eh und je unter den emotionalen Belastungen, wegen derer sie die Therapie begonnen haben. Denn nicht das Wissen um Ihre Erkrankung sorgt für eine Verbesserung Ihrer Situation.

Aus diesem Wissen müssen neue Handlungsstrategien abgeleitet werden, die dazu verhelfen, Ihre Situation zu verbessern. Dies haben alle Therapierichtungen gemein. Einzig der Prozess, wie man vom Wissen zum Handeln gelangt, gestaltet sich in einzelnen Verfahren unterschiedlich.

Tiefenpsychologische Methoden

Nur unter bestimmten Umständen. Bei schwierigen psychiatrischen Erkrankungen ist es oft unerlässlich, die Psychotherapie mit Medikamenten zu ergänzen, da erst die Kombination von beidem wirksam ist. In solchen Fällen konsultiert sich der Psychotherapeut mit dem behandelnden ärztlichen Kollegen und stimmt den Einsatz von Medikamenten mit ihm ab.

Generell konzentriert sich die Verhaltenstherapie aber nicht auf Medikamente, sondern auf den Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten, um das psychische Funktionieren aus eigener Kraft des Patienten wieder herstellen zu können. Eine rein medikamentöse Therapie ersetzt daher auch keine Psychotherapie. Die Einnahme von Medikamenten kann immer nur das Symptom bekämpfen. Sofern dies nicht tatsächlich körperliche Ursachen hat, führen Medikamente langfristig nicht zur Problembewältigung, denn für einen dauerhaften Erfolg ist eine aktive Persönlichkeitsentwicklung unumgänglich. Sie ist die eigentliche Aufgabe der kognitiven Verhaltenstherapie.

Ja. Denn das Training von Verhalten vollzieht sich am wenigsten in den 50 Minuten wöchentlich, die Patient und Therapeut sich gegenüber sitzen. Mit kleinen, gezielten Aufgaben wird der Patient regelmäßig aufgefordert, das Gelernte in seinem Alltag zu testen und seine Erfahrungen in die nächste Stunde mitzubringen.

Die Aufgaben können recht klein sein, beispielsweise die Analyse bestimmter Situationen, sie können aber auch schon mal etwas praktischer werden, wenn es sich anbietet.

Im Idealfall sollte sie das! Ebenso wie es Spaß macht, im Leben voran zu kommen, kann es Spaß machen, sich in der Therapie Stück für Stück auf den richtigen Weg zu bringen.

Wenn die Chemie zwischen Therapeut und Patient stimmt und der Patient die nötige Motivation mitbringt, einfach mal zu vertrauen, sich auf etwas Neues einzulassen und regelmäßig an sich zu arbeiten, steht dem persönlichen Wachstum nichts mehr im Wege. Sobald sich erste Erfolge einstellen, kann die Arbeit an sich selbst sogar zur schönsten Freizeitbeschäftigung werden.